Wir Konsumkinder Podcast: Staffel 2 | Folge 1: Finanzielle Sorglosigkeit auf Pump
In dieser Folge erzählen Carsten und ich, wie wir gleich zu Beginn unserer Beziehung finanziell auf großem Fuß lebten.
Für die erste gemeinsame Wohnung musste eine auf Raten finanzierte neue Einrichtung her. Die Wohnung war groß, aus heutiger Sicht fast dekadent und das Leben war dazu da, um es zu genießen. Wir fuhren in Urlaub, lebten nahezu verschwenderisch und leisteten uns den ein oder anderen Luxus. Auf Pump, versteht sich.
Wir sprechen über die Zeit von Anfang 2009 bis Anfang 2011.
Vollständiges Transkript der Folge
Carsten Hey, hier sind Carsten
Stefanie und Stefanie.
Carsten Und wir erzählen dir in diesem Podcast unsere Geschichte,
Stefanie wie wir von unmündigen Konsumkindern zu mündigen Bürgerinnen wurden.
Carsten Das ist Staffel zwei, Folge eins. Finanzielle Sorglosigkeit auf Pump.
Stefanie Als Carsten und ich zusammengekommen sind, als wir uns kennengelernt haben, war uns eigentlich ziemlich schnell klar, dass wir auch zusammenziehen wollen. Das ging jetzt nicht sofort, weil wir ja erst mal unsere vorhandenen Wohnungen kündigen mussten. Aber wir wollten das halt so schnell wie möglich machen. Und deswegen sind wir dann auch wenige Monate später, sofort als es ging, zusammengezogen, haben uns eine Wohnung gesucht und Carsten hatte da noch seinen Job und hat noch keinen neuen Job gehabt und ist trotzdem für mich nach Hamburg gezogen.
Carsten Und das war eine Entfernung von 200 Kilometer. Das ist jetzt nicht so mal von vor den Toren von Hamburg in die Stadt hinein, sondern wirklich vom Land in die Stadt mit allen Konsequenzen. Also komplettes Sozialumfeld erst mal in der alten Heimatregion liegen lassen, den Job ja eigentlich auch irgendwie ad acta legen. Und ja, wie du gerade schon gesagt hast, ich hatte noch keinen neuen Job. Also für mich war klar, ich ziehe jetzt nach Hamburg und werde dort auch einen neuen Job finden. Hatte aber tatsächlich noch nicht wirklich aktiv gesucht, sondern das habe ich tatsächlich erst durchgeführt, als wir schon in Hamburg gelebt haben.
Stefanie Und du hattest ja das Glück, dass du mit deiner alten Arbeit ein Arrangement vereinbaren konntest, dass du eben dann von Hamburg aus arbeiten durftest. So bist dann ab und zu, glaube ich, noch da hingefahren. Wie war das? Weißt du das noch?
Carsten Ich habe da irrsinnig lange Arbeitswege gehabt, also diese 200 Kilometer, fast auf den Kilometer genau.
Stefanie Dafür hast du dann mein Auto genutzt, was dann unser Auto war.
Carsten Ja, das haben wir uns geteilt. Und für diese Tage selber habe ich das Auto komplett in Beschlag genommen. Es waren lange Tage. Also ich bin morgens relativ früh los. Damit ich dann einigermaßen zeitig bei der Arbeit sein konnte. Musste natürlich dann die Verkehrslage irgendwie berücksichtigen.
Stefanie Hast du dann nicht da auch übernachtet?
Carsten Nein, nein. Ich bin abends immer nach Hause gefahren.
Stefanie Okay.
Carsten Genau das war ja das Problem, dass ich im Grunde genommen meine Freizeit da auf der Autobahn verbracht habe.
Stefanie Ja, aber das war ja nur vorübergehend. Und dann hast du ja auch einen neuen Job gefunden, richtig? Aber erst mal haben wir zusammen unsere erste gemeinsame Wohnung gesucht. Und ich hatte damals eine 2-Zimmer Wohnung. Das haben wir ja schon in der vorangegangenen Staffel erzählt. Und unsere gemeinsame, neue Wohnung musste von meiner Arbeit aus gut erreichbar sein, damit ich dann mittags auch mit unserer Hündin noch rausgehen konnte, weil Carsten ja eben aufgrund des Jobs nicht immer zu Hause war. Aber wir hatten ja das Glück, dass er dann die meiste Zeit zu Hause sein konnte und ich dann nicht mehr jede Mittagspause nach Hause fahren musste.
Carsten Genau. Und ich wusste ja auch noch nicht, wo ich zukünftig in Hamburg arbeiten werde. Deswegen war meine zukünftige Arbeit noch keinen Bezugspunkt, um eine Wohnung zu suchen.
Stefanie Ja, die Wohnung sollte mit dem Fahrrad möglichst erreichbar sein oder mit dem Auto. Das war nämlich dann auch das, weil ich ja noch das Auto hatte, war es eben auch möglich, dass ich dann in der Mittagspause mit dem Auto gefahren bin, was ich später auch gemacht habe, als Carsten dann die neue Arbeit hatte. Aber zu dem Zeitpunkt, als wir uns zusammen die Wohnung gesucht haben, waren die Kriterien dann, dass wir geguckt haben, wie viel können wir uns denn zusammen leisten.
Carsten Genau. Also neben dem Radius, dass du einen einigermaßen kurzen Fahrtweg zur Arbeit hattest, war tatsächlich die obere Messlatte angesetzt mit „wir legen mal zusammen und gucken mal, was wir gemeinsam maximal uns leisten können.“
Stefanie Genau. Und da haben wir dann auch eine relativ große Wohnung uns tatsächlich gegönnt. Es waren 120 qm mit Wintergarten und allem drum und dran und wir waren ja nur zu zweit, wir hatten ja noch gar kein Kind.
Carsten Aber einen Hund.
Stefanie Ein Hund war schon da. Also wir hatten super viel Platz und so rückblickend von unserem jetzigen Standpunkt aus, mehr als zehn Jahre später, ist das jetzt wirklich viel zu groß gewesen.
Carsten Und dekadent. Und wir hatten auch nie wieder eine so große Wohnung. Wir waren immer kleiner.
Stefanie Ja, na ja, aber jedenfalls das war ein Punkt. Und dann waren wir auch der Meinung, so, wir brauchen jetzt auch eine standesgemäße Einrichtung quasi, wir mussten ja die Wohnung irgendwie füllen, wir hatten ja gar nicht so viel. Du hattest in deiner Wohnung kaum was.
Carsten Ja, ich hatte vorher meine Wohnung, ja, also meine vorherige, nie wirklich eingerichtet. Das war ja immer so. So teilweise auch geliehene Möbel nur, die ich dann bei meinen Eltern dann wieder zurückgegeben habe, weil das waren irgendwie uralt Sofas, die ich da aus dem Keller noch rausgezogen hatte. Für mich als Junggeselle in meiner Junggesellenwohnung damals reichten die aus, aber naja, für das, was wir dann da in der 120 Quadratmeter Wohnung hatten da musste es ein bisschen mehr sein.
Stefanie Und bei mir war es ja so, dass ich quasi auch meine Wohnung als Single eingerichtet hatte. Und da war das Bett für uns dann auch zu klein. Ich hatte das zwar gerade alles erst relativ neu gekauft für die Einrichtung, aber es passte nicht für uns. Und dann sind wir zum Ikea gefahren.
Carsten Das war damals unser Mekka.
Stefanie Da haben wir sehr viel Geld ausgegeben. Und dieses Geld hatten wir gar nicht.
Carsten Das war auch wieder auf Pump. Also gerade wenn ich sage, jetzt mal in so einer Situation, wo du 120 Quadratmeter füllen musst und dann Ratenkauf oder auch auch Kreditvergabe so unendlich einfach auf einmal sind, dass die Bank Konsumentenkredite relativ einfach austeilt und auch bei IKEA mit der Ikanokarte, die es damals schon gegeben hat, die haben wir uns dann später auch nochmal geholt, war ja im Grunde genommen das Einkaufen überhaupt gar kein Problem mehr.
Stefanie Ja, wir haben das einfach dann auf diese Ikanokarte, diese Familycard, ich glaube für 5.000 € und später für 7.500 € - ich bin mir nicht mehr ganz sicher, wie viel es war, aber jedenfalls war es viel Geld - haben wir dann eingekauft und es war für uns total normal.
Carsten Ich weiß noch, wie wir da mit Anhängerladungen vom Ikea dann wieder zur Wohnung gefahren sind und dann das Ganze da ausgeladen haben. Und das war schon ziemlich heftig. Also die Zimmer waren anschließend auch gut gefüllt. Wobei, es war ja nicht unbedingt alles neu.
Stefanie Wir haben auch von meinen Eltern etwas geholt, da sind wir auch mit dem Auto und dem Anhänger, da hat auch das Auto noch aufgegeben. War das nicht da oder war das woanders? Ich weiß nicht mehr.
Carsten Da hat die Kupplung aufgegeben, als wir im Stau standen, mit dem Anhänger und dann dieses ständige Anfahren und Bremsen.
Stefanie Wobei, war das da? Das war vielleicht auch später, das kann auch mal später gewesen sein, weil da war das Auto ja noch überhaupt nicht alt und das war dann noch nicht.
Carsten Vielleicht war es später.
Stefanie Ich glaube schon, aber wie auch immer, jedenfalls haben wir da tatsächlich auch wieder anhängerweise von überall her Möbel besorgt. Und ja, vieles davon neu, aber das von meinen Eltern, das war halt dann geschenkt, das das war dann auch okay. Aber wir haben jetzt nicht in die Kleinanzeigen geguckt und gesagt so, jetzt kaufen uns da gebrauchte Möbel oder so.
Carsten Nee, also Kleiderschrank war neu, wir haben ganz viele Bücherregale nochmal neu gekauft, wir haben das Bett neu gekauft. Es musste dieses runde Bett von Ikea sein.
Stefanie Vielleicht kennt das noch jemand? Das war so ein rundes Bett, aus vier Teilen bestehend, weil ich nämlich der irrigen Annahme war, Carsten ist ja 2 Meter groß, dass ein rundes Bett mit 2 Meter Durchmesser das richtige für den 2 Meter Mann ist. Aber da das ja nur im Durchmesser 2 Meter und nicht überall, hätte Carsten halt so diagonal daran liegen müssen.
Carsten Aber wir waren ja zu zweit, Du wolltest ja auch irgendwo schlafen.
Stefanie Ja genau. Also ja, das war eine totale Fehlentscheidung, also die ganze Zeit über das war das total sinnbefreit.
Carsten Aber es hat uns wirklich über mehrere Jahre hinweg begleitet.
Stefanie Es hat uns begleitet, auf jeden Fall. Wir haben es dann nicht weggeschmissen und sofort was anderes gekauft. Wir haben es auch später verkauft. Ja, das kommt aber alles noch später. Aber da war es wirklich so, dass wir das haben mussten. Also irgendwie war das, es muss jetzt so sein, wir müssen uns jetzt damit einrichten und es muss sofort sein. Wir sparen nicht darauf, sondern es muss eben einfach sofort sein. Und wir gucken gar nicht, ob wir vielleicht uns das irgendwann nicht mehr leisten können, sondern wir machen es einfach.
Carsten Ja, genau so sind wir ja auch durch die IKEA Filialen gegangen, dass wir einfach geguckt haben, was gefällt uns, was kann man irgendwo im Haushalt brauchen? Teilweise haben wir uns auch noch eingeredet, das müssen wir haben, wenn wir einen Haushalt aufbauen und haben uns dann von kleinen Einrichtungsgegenständen, über Küchengerätschaften, bis hin zu Lampen eben auch die Einrichtungsgegenstände da so rausgeholt und eben eigentlich alles auf Pump bezahlt. Ich weiß nicht, haben wir da irgendwas direkt mal so bar bezahlt?
Stefanie Weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr so. Ich meine, es kann natürlich sein, dass wir jetzt rückblickend, wo wir älter und weiser geworden sind, das schon harsch verurteilen, wie wir damals waren und deswegen so über uns sprechen. Letztlich war es für uns damals normal.
Carsten Ja, genau, das haben wir auch gar nicht in Frage gestellt. Es wird ja auch nirgendwo in Frage gestellt und wir sind da ja auch an keine Grenzen gestoßen. Und das war jetzt weder von einer Person von außen her, irgendjemand, der gesagt hat: „Das, was ihr da macht, ist jetzt nicht unbedingt so klug.“ Noch hatten wir ja auch finanziell irgendwo Engpässe. Also wie gesagt, wir haben uns bei der Postbank Konsumentenkredite besorgt. Der wurde ja, will ich sagen, großzügig und relativ schnell genehmigt. Die Banken sind da ja wahrscheinlich auch heute noch so, dass wenn man ein einigermaßen gutes, geregeltes Einkommen hat, wo eben der Arbeitsvertrag geregelt ist und das auch langfristig irgendwo Einnahmen verspricht, dann kriegt man mal eben schnell die 50.000 € zugesprochen. Da hat kein Berater jemals nachgefragt, ob das denn überhaupt sinnvoll ist oder nicht. Die fragen: Wofür brauchst du das Geld? Und haben aber irgendwie jede Antwort geschluckt. Also wenn ich denen erzählt hätte, ich will nach Timbuktu fliegen oder so was, das wäre wahrscheinlich für die auch eine Begründung gewesen.
Stefanie Ja, wir haben es uns auf jeden Fall gut gehen lassen. Also wir hatten tolles Essen und Trinken und tolle Möbel und für uns war das auch total normal, dann mit dem Auto überall hinzufahren. Wir sind auch in Urlaub gefahren, zwar nicht weit, es war dann alles Deutschland, aber trotzdem halt so Wellnessurlaube haben wir gemacht. Ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht mehr wie viele, aber wir haben auf jeden Fall mindestens ein, zwei Wellnessurlaube gemacht. Und ich weiß noch, bevor wir zusammengezogen sind, waren wir einmal auf Usedom. Das war ja nicht lang.
Carsten Aber den Urlaub haben wir oft auf Kreditkarte bezahlt, weil gar keine Ersparnisse da waren.
Stefanie Ja, stimmt okay. Guck, das weiß ich auch alles schon nicht mehr. Das habe ich alles verdrängt.
Carsten Aber das ist symptomatisch für „Wir machen das jetzt einfach und irgendwie kriegen wir das Geld dann schon wieder rückwirkend rein.“
Stefanie Ja, und dann hast du Mitte 2009 deinen neuen Job gefunden.
Carsten Ja, das ging relativ schnell. Also im Grunde genommen habe ich, glaube ich, so drei, maximal vier Monate schon in Hamburg gelebt, aber noch in meiner alten Heimatregion gearbeitet. Wobei ich da nicht jeden Tag gependelt bin, sondern auch ein Großteil im Homeoffice gearbeitet habe, aber die Zeit dann auch genutzt habe, aktiv auf neue Jobsuche zu gehen. Und das hat wunderbar funktioniert. Und ich weiß heute noch, dass das Vorstellungsgespräch wirklich extrem gut gelaufen ist. Es war für mich eine völlig neue Situation, dass ich über Headhunter oder Personalvermittler an den Job gekommen bin. In meiner Heimatregion war ja ein ganz anderer Arbeitsmarkt. Also das war auch der Faktor, wo ich dann ruhigen Gewissens sagen konnte, ich zieh nach Hamburg, weil ich mir bewusst war, dass in Hamburg ein ganz anderes Umfeld für Jobsuchende existiert. Da, wo ich in meiner Heimatregion, ich sage jetzt mal im täglichen Kreisblatt gucken musste, ob irgendwelche Stellenanzeigen veröffentlicht wurden, war das in Hamburg natürlich was ganz anderes. Da konntest du schon, ich weiß gar nicht, gab es damals schon diese Internetplattform? Ich glaube schon.
Stefanie Xing und so manche.
Carsten Oder Stepstones oder so, also diese Karriereportale.
Stefanie Also Xing gab es auf jeden Fall schon und ich weiß nicht, ob Stepstone, ich glaube auch, ja.
Carsten Also ich glaube schon, dass es die gab, weil irgendwo auch einen Überblick bekommen habe, dass es extrem viele Jobangebote gibt. Jetzt zwar nicht für alles das, was ich gesucht habe, aber prinzipiell war für mich einfach schon wichtig zu wissen Mensch, da liegen jetzt nicht irgendwie so 20, 30 Jobs, sondern es sind Tausende und irgendwas davon werde ich auch wohl finden. Ich glaube, ich wäre auch bereit gewesen, etwas zu machen, was nicht meiner Ausbildung entspricht. Aber das wäre ja jetzt irgendwie so Plan C oder D gewesen. Es hat geklappt mit dem, was ich eigentlich machen wollte. Also ich bin weiterhin in der IT Branche tätig geblieben und habe dann auch tatsächlich durch diesen Job mehr verdient als in meinem vorherigen Job, obwohl ich vorher Abteilungsleiter war und jetzt in dem ersten Job in Hamburg einfach nur normaler Angestellter, war schon ein großer Gehaltssprung vorhanden gewesen, was eigentlich daran liegt, dass ich auf der einen Seite eine Fachkraft war, aber auch, dass das Gehaltsgefüge natürlich in Großstädten ganz anders ist als auf dem platten Land. So, und vielleicht hat das auch so ein bisschen mit dazu geführt, dass wir noch mal ein bisschen großzügiger waren mit den monatlichen Ausgaben. Es war da, glaub ich 700 € brutto mehr, die ich da verdient habe.
Stefanie Ich weiß es nicht mehr.
Carsten Doch, doch, ich weiß das noch. Aber vielleicht so, diese 700 € sind ja netto nicht ganz so viel gewesen. Aber ja, du hast auf einmal deutlich mehr Geld als vorher, obwohl wir vorher schon ja, wie gesagt, keine Ersparnisse hatten. Aber vom Psychologischen her glaubst du, du kannst jetzt eigentlich noch freigiebiger mit dem Geld sein.
Stefanie Und dann war es bei uns so, dass ich halt sehr unglücklich war in meinem Job und versucht habe, auch einen neuen Job zu finden und keinen gefunden habe. Das war gerade dann, wo 2009 alles zusammenbrach, also wirtschaftsmäßig und es nicht leicht war, neue Jobs zu finden. Und ich habe mich dann selbstständig gemacht zum Ende des Jahres hin. Ich habe es mir auch nicht leicht gemacht. Also ich habe wirklich mehrere Vorstellungsgespräche geführt und versucht irgendwie was zu finden für mich, was passte. Aber ich hatte ja kaum Berufserfahrung. Ich war gerade erst in meinem ersten Job und da war ich immer die, die eigentlich dann nicht genommen wurde und wirklich was passendes zu finden, was besser war als das, was ich gerade gemacht habe, war schwer und mein Ziel war immer, mich selbstständig zu machen, aber ich dachte, ich mach das so mit 30. Ich werde jetzt erst mal da so sechs Jahre Berufserfahrung sammeln und dann mache ich mich selbstständig. Das war mein Plan, aber der hat halt nicht funktioniert.
Das heißt, ich habe mich dann schon mit 25 selbstständig gemacht, da wurde ich bald 26, aber ich war noch 25 und habe das dann Ende 2009 eben gemacht mit Gründungszuschuss. Das war damals möglich und da hatte ich gedacht, okay, dann Gründungszuschuss, da gibt es dann auch noch mal die 200 €, noch dazu für die Krankenkasse. Und das hatte ich aber alles irgendwie schon so mit gerechnet. Und es war halt weniger als das, was ich vorher verdient habe. Ich habe aber gedacht, ich kriege das trotzdem hin, Du hast ja mehr verdient und ich bin da so reingeschlittert. Ich habe diese ganzen Infotage da mitgemacht und habe mir dann auch eine Existenzgründingsberaterin gesucht, einen Coach und ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich da den besten Griff getan hatte, denn so rückblickend denke ich, dass das nicht immer so ganz koscher war, was sie mir da geraten hat. Aber ich glaube, ich war auch einfach noch zu unreif, zu jung. Und ja, es kamen halt ein paar Schicksalsschläge dazwischen und ich habe versucht, mich dann mit Marketing selbstständig zu machen, mit Praxismarketing, weil ich gedacht habe, das ist nochmal ein besonderes Feld und ich habe halt im Bekanntenkreis Ärzt·innen gehabt und deswegen dachte ich, da weiß ich zumindest Bescheid und ich konzentriere mich aufs Praxismarketing und stelle mich so auf, dass ich das, was ich gelernt habe, also Kommunikationsdesign, als Designerin in diesem Bereich tätig bin und dort dann eben vor allem Webseiten entwickle.
Hamburg bietet da viel für Gründer·innen. Ich weiß nicht, ob das heute auch noch so ist, aber damals war es viel. Ich habe da viele Seminare besucht, Workshops und habe andere Menschen kennengelernt und mich mit anderen vernetzt. Ich habe sehr viel mit anderen zusammen gemacht und ich war ja auch schon vorher nebenberuflich selbstständig und hatte da ja auch schon Kundinnen. Nur hatte ich die halt ruhen lassen oder nur so basismäßig betreut, während ich den Vollzeitjob hatte. Und ja, im Nachhinein hätte ich alles anders gemacht, klar. Also im Nachhinein ist man immer schlauer. Aber letztlich bin ich grandios gescheitert mit dem ganzen Projekt. Aber ich wollte es nicht wahrhaben. Ich habe die ganze Zeit gedacht: Das muss sein, es muss sein, es muss sein.
Carsten Wir haben das ja damals mit deiner Selbstständigkeit ganz bewusst durchgezogen, weil wir uns auch im Klaren darüber waren, dass so eine Selbstständigkeit jetzt nicht den Schalter umgelegt und dann sofort erfolgreich ist, sondern dass es da erst mal eine Durststrecke gibt. Und da ist natürlich so ein Gründungszuschuss, der einem dann finanziell so eine Basis verschafft oder erst mal so eine Grundsicherung plus eben so die Idee: Mensch, du hast ja bestehende Kunden, da kannst du ja vielleicht nochmal ein bisschen mehr machen als in der Vergangenheit oder jetzt aktiver auf Akquise gehen etc. Das sind ja alles so Ideen oder Überlegungen, die kommen einem dann ja in dieser Phase, wo dann eigentlich feststeht, jetzt soll die Selbstständigkeit starten. Also von daher, das war ja ein geplantes oder bzw. ein kalkuliertes Wagnis.
Stefanie Ja, aber weil das eben alles nicht so funktioniert hat mit den Einnahmen, haben wir letztendlich dann doch den Kredit wieder aufstocken müssen. Genau. Und dann war es auch noch so, dass wir im Bekanntenkreis um Hilfe gebeten wurden, ob wir nicht Geld leihen können. Und da wir ja gar kein Geld hatten, haben wir gesagt okay, dann stocken wir unseren Kredit noch höher auf und leihen euch das Geld.
Carsten Es war also keine kleine Summe. Also nicht so. Kannst du mal eben 100 oder 200 € rüberreichen, Sondern das waren fünfstellige Bereiche.
Stefanie Im höheren, fünfstelligen Bereich, höhere Beträge. Ja, und ehrlich, Carsten und ich haben da schon immer mal wieder drüber gesprochen. Wir kriegen das nicht mehr zusammen, wie viel wir im Laufe der Zeit verliehen haben.
Carsten Wir haben mehrfach gespendet.
Stefanie Gespendet haben, denn wir haben das Geld nie zurückbekommen. Und es war irgendwie eine Situation, dass wir 2010 eigentlich noch dachten, es ist alles gut. Eben genau weil Carsten meinte, die Selbstständigkeit: ich war gerade dabei. Ich habe hatte viele Kontakte geknüpft. Ich hatte viele Ideen. Ich hatte Menschen, mit denen ich was bewegen wollte und es hätte auch funktionieren können. Aber es gab eben ein paar Schicksalsschläge, die uns dann, also nicht Carsten und mich, sondern die verschiedenen Menschen, mit denen ich mich zusammengetan hatte, ereilt haben. Das hat einfach aus verschiedenen Gründen dann doch nicht funktioniert. Und 2010 war es aber noch so, dass wir dachten ja, das läuft. Alles ist gut. Wir haben uns da dann überlegt, dass wir bald nochmal umziehen, weil wir nicht mehr in der Nähe meiner Arbeit wohnen musste, um mittags mit dem Hund rauszugehen und Carstens Arbeit war viel weiter entfernt von der Wohnung und wir haben uns dann überlegt wo ziehen wir hin? Wir haben uns eine schöne Wohngegend ausgeguckt, die näher dran war an Carstens Arbeit, so dass er auch mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren konnte. Was aber jetzt halt zu dem Zeitpunkt, also jetzt 2009, 2010, als wir noch in der ersten Wohnung wohnten, nicht möglich war. Und wir wollten heiraten, wir haben dann auch geheiratet, wir haben letztlich dann alleine beim Standesamt erst mal geheiratet, auch aufgrund des Geldes. Tatsächlich können wir uns jetzt mal so einfach outen.
Carsten Wir haben einfach ausgerechnet, was für eine Steuerersparnis haben wir denn als Verheiratete und haben wir festgestellt: Oh, das lohnt sich ja jetzt schon zum Standesamt zu gehen.
Stefanie Genau, wir wollten eh heiraten, wir wollten schon 2009 heiraten, da kam aber dann wieder was dazwischen. Und dann haben wir gesagt: Gut, dann machen wir das jetzt einfach. Wir wollen sowieso heiraten. Wenn das auch noch mehr Geld gibt, dann heiraten wir jetzt sofort. Und dann haben wir später im Jahr noch gefeiert, groß mit unseren Verwandten und Bekannten und haben viel Geld ausgegeben, was wir wieder nicht hatten.
Carsten Das war auf Pump.
Stefanie Das war alles auf Pump. Und dann gab es einen Glücksfall. Bei uns im Bekanntenkreis hat eine Person viel Geld, einen sehr großen Betrag gewonnen. Und wir haben dann gefragt, ob diese Person uns etwas leihen kann und haben ein Darlehen aufgenommen.
Carsten Privat.
Stefanie Ein Privatdarlehen bei dieser Person, damit wir unsere ganzen Kredite auslösen konnten. Das haben wir dann auch gemacht. Aber dann sind wir wieder in die gleiche Falle getappt und haben wieder diesen Personen, die uns vorher schon um Hilfe gebeten hatten, finanziell Geld geliehen von dem Betrag. Wir hatten extra einen größeren Betrag genommen als Privatdarlehen und haben wieder Geld verliehen. Dann war aber wieder zu wenig Geld da, weil ja meine Selbstständigkeit nicht richtig lief und wir hohe Ausgaben hatten. Dann sind wir ja auch umgezogen. Das kostet auch immer Geld. Die Wohnung war, ich weiß nicht, war die teurer als die vorhergehende?
Carsten Die neue Wohnung, also wir sind jetzt ja quasi schon bei unserer zweiten gemeinsamen Wohnung in Hamburg, die war, glaube ich, genauso teuer.
Stefanie War kleiner, aber exklusiver.
Carsten Halb so groß.
Stefanie Aber genauso teuer.
Carsten Also im Endeffekt ja Quadratmeterpreis ungefähr das Doppelte, genau der Wohnlage geschuldet.
Stefanie Genau. Also es war halt sehr schön da und dann haben wir wieder einen Kredit aufgenommen. Genau wir hatten das Privatdarlehen. Und dann haben wir wieder einen Kredit aufgenommen.
Carsten Die ganz normalen Bankkredite, die dann ja auch wieder völlig widerspruchslos ausgeteilt wurden, weil wir ja eine saubere Schufa hatten, also bzw. auch keine weiteren Verbindlichkeiten, die nach außen kenntlich waren. Das ist ja das Schöne an so einem Privatkredit. Er ist nach außen nicht erkennbar, ja und wirkt aber im Hintergrund. Also es ist dann immer die Zusatzbelastung. Und durch diesen Umstand, dass wir von der tatsächlichen Bank auch nochmal Kreditvergaben bekommen haben, haben wir in diesem Moment, wo wir gemerkt haben Mensch, uns läuft das Geld davon, wir müssen jetzt wieder investieren, haben aber kein Geld, einen Kredit geholt. Dann tauchte natürlich erst mal eine relativ große Summe auf dem eigenen Konto auf. Als der Kredit ausgezahlt wurde, gab es eine Geldschwemme und das fühlt sich natürlich dann auch wieder gut an. Ja, dann kann man auch noch mal eben kurz zum Weinladen gehen und sich dann da noch mal ein paar Rot- und Weißweine besorgen, die Einkäufe nicht mehr ganz so minutiös machen, sondern schon mal ein bisschen großzügiger einkaufen etc. pp.
Stefanie Ich brauchte dann auch ein eigenes Büro, weil ich von zu Hause aus nicht so konzentriert arbeiten konnte und dann eben überlegt habe, mit anderen zusammen mir ein Gemeinschaftsbüro zu teilen. Das waren diejenigen, die ich eben über die Selbstständigkeit kennengelernt habe, mit denen ich dann zusammen so eine lose Gemeinschaft gebildet habe, damit wir gemeinsam, ähnlich wie in einer Agentur, aber doch eben selbst, jede·r für sich dann zusammenarbeiten konnten. Das heißt, neben der neuen Wohnung war dann auch noch die Miete für das Büro zu zahlen, für den Büroraum mein Anteil dafür. Das kam dazu. Das Auto war natürlich die ganze Zeit über da und es musste auch die hohe Leasingrate, die Versicherung und alles gezahlt werden. Das heißt, wir hatten hohe Ausgaben und konnten das dann auch die meiste Zeit über nur über Kredite wirklich regeln. Was wir auch gemacht haben, waren teure Geschenke. Also wir haben versucht, halt unsere Zuneigung zu Familienmitgliedern oder Freund·innen über teure Geschenke zu zeigen. Da haben wir dann für viel Geld, was uns nicht gehörte, Dinge gekauft.
Carsten Wobei das Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke waren. Also wir sind jetzt nicht zwischendurch...
Stefanie Nein, wir haben nicht einfach…
Carsten So mondän hier, das haste was. Sondern tatsächlich zu den normalen Feierlichkeiten.
Stefanie Nein, so, so war es jetzt auch nicht. Also wir sind nicht total abgedreht, aber wir hatten damals schon, das Kind war noch nicht geboren, eine gute Zeit auf Pump.
Carsten Ja, definitiv. Das haben wir auch tatsächlich so ausgenutzt.
Stefanie Damals waren wir noch Vegetarier, bzw. Carsten nicht, aber ich war Vegetarierin. Carsten war noch Allesesser. Und dann haben wir uns mit Oliven und Käse eingedeckt und Wein gekauft und hatten uns so eine Leseecke eingerichtet. Baguettebrot. Und dann haben wir uns da zurückgezogen und haben gelesen und gegessen und getrunken. Und zu Geburtstagen haben wir immer eingeladen und haben das natürlich alles bezahlt. Und wir haben das irgendwie so geliebt und gelebt, dann auch das ganze Geld ausgeben zu können.
Carsten Genau. Genau, es war ja da. Also solange der Kredit irgendwie da war, kommt man ja über die Verhältnisse leben. Das Problem ist natürlich, irgendwann ist die Summe ausgeschöpft und man lebt trotzdem weiter über seine Verhältnisse. Also weil ja dieses nicht über seine Verhältnisse leben, dieses sparsame Leben, das lag uns damals nicht, möchte ich schon fast sagen. Wir haben es einfach nicht kennengelernt oder nicht wirklich gelebt. Und von jetzt auf gleich umzuschalten, das ist...
Stefanie Dazu kam halt immer wieder, dass diese Menschen, die uns um Hilfe gebeten hatten, immer mal wieder kamen und sagten: „Wir brauchen Geld, wir brauchen Geld“ und wir dann immer wieder versucht haben, denen Geld zu geben, obwohl wir dann langsam eben auch schon an so einem Punkt waren, wo wir gemerkt haben, dass es nicht so gesund ist, dieses Verhältnis. Und so ging dann eben die Zeit ins Land. Dann war es Ende 2010. Da gab es dann in meiner Coworking Gruppe, sag ich jetzt mal, in der Selbstständigkeit einen Umbruch. Eine Person ist gestorben, die war sehr krank und ist dann im Krankenhaus relativ plötzlich gestorben. Und es gab auch Unstimmigkeiten in der Gruppe und irgendwie hat das alles nicht so funktioniert, weswegen ich dann Anfang 2011 mir überlegt habe, mir ein eigenes Büro zu holen, damit ich da endlich jetzt den Durchbruch erlangen konnte.
Es war dann so, dass ich eine Zeit lang parallel das Gemeinschaftsbüro bezahlt habe und das neue Büro, weil ich der Meinung war, ich kann sonst nicht arbeiten, ich muss jetzt dieses Einzelbüro haben und das war alles dann auch wieder kreditfinanziert. Das klingt jetzt alles so blauäugig, aber es war eigentlich gar nicht so blauäugig, denn ich hatte eigentlich mich tatsächlich auf den falschen Kunden konzentriert. Ich hatte mir gedacht, ich kann mit diesem Kunden alles reißen, weil mir da in Aussicht gestellt wurde mehrere Praxen, einen Praxisverbund tatsächlich, auszustatten mit Internetseiten und Praxisausstattung, also die ganzen Geschäftspapiere und Visitenkarten, Terminzettel und so was alles. Also komplett das alles auszustatten. Und das wäre halt ein Riesenauftrag gewesen. Nur dass dieser Kunde dann durch Privatinsolvenz weggebrochen ist. Und das war mir davor nicht klar. Ich habe quasi auf das falsche Pferd gesetzt.
Carsten Wir beide haben die komplette Hoffnung auf diesen einen Kunden gelegt. Also wirklich sämtliche Anstrengungen und Bestrebungen und Ideen auf das Zukünftige, was dann passieren würde, wenn dieser Praxisverbund tatsächlich mal greift. Und da lag wirklich die Hoffnung, auch die Konzentration drauf. Deswegen war rechts und links von dieser Vision eigentlich gar kein Platz mehr, um sich um, ja ich sag jetzt mal, nennenswerte direkte tagesaktuelle Einnahmen irgendwie zu sorgen. Ja, und das Perfide an dieser ganzen Vision war ja, dass sie immer irgendwie zum Greifen nah schien. Also wir haben immer gedacht, jetzt, bald ist es so weit. Man hat immer versucht, so die letzten Durststrecken zu überwinden, die dann aber nie aufgehört haben, bis dann letztendlich dieser Crash kam. Bis zu dem Zeitpunkt war es tatsächlich mit einer wirklich greifbaren Hoffnung versehen, die uns getrieben hat.
Stefanie Ja, ich hatte tatsächlich einfach mich komplett falsch entschieden. Also, ich habe Fehler gemacht. Jetzt im Nachhinein, ist alles so klar, ich hätte bei dem bleiben sollen, was ich vorher schon nebenberuflich selbstständig gemacht habe. Ich hätte das ausbauen können. Jetzt im Nachhinein könnte ich dir eine komplette Geschäftsstrategie dafür erzählen. Ich wüsste ganz genau, wo ich ansetzen sollte, wer meine Zielgruppe ist, wie meine Wunschkundin aussieht usw. und so fort. Ich könnte das alles aufbauen und machen und wüsste ganz genau, welche Pakete ich anbieten würde. Und jetzt weiß ich das alles, aber damals war ich irgendwie mittendrin und ich habe auch fest daran geglaubt. Ich hatte so viel Material ausgearbeitet, ich hatte so viele Ideen und ich habe so viel Zeit da reingesteckt und ich habe alles gemacht dafür.
Ich habe gedacht, jetzt, das ist es. Und wenn ich dann endlich diesen einen Referenzkunden habe, dann bekomme ich den Durchbruch, weil, wenn der mich weiter empfiehlt und sagt „Hey, die hat das gut gemacht“, dann komme ich endlich an. Denn ich hatte vorher schon einen Kunden, der bei dem das nicht funktioniert hat. Ein Zahnarzt, der tatsächlich seine Webseite von mir machen lassen wollte. Aber da hat die Chemie zwischen uns einfach nicht gestimmt und das hat nicht funktioniert. Er hatte andere Ideen als ich und es hat nicht gepasst. Und so ist diese Chance auch verpufft. Da hatte ich auch die Hoffnung, ja, jetzt kriege ich den Durchbruch. Und diesen Zahnarzt hatte ich von meinem Existenzgründercoach vermittelt bekommen und dachte halt, ja, jetzt läuft es an!
Carsten Das wäre auch der richtige Referenzkunde gewesen.
Stefanie Genau. Er war in einem in einem Umfeld tätig, wo das Geld etwas lockerer saß und dann das auch unproblematisch gewesen wäre, dass andere Menschen auch gerne Geld für gute Webseiten ausgeben. Das ist jetzt alles schon zwölf oder elf Jahre her, heute ist das mit dem Webseiten bauen - damals fing das gerade so an mit diesen Baukästen, die gut funktionieren - wieder anders. Aber damals habe ich noch die ganze Technik gelernt das HTML schreiben und so und auch die Kunst dahinter quasi, also das als richtiger Beruf. Heute, muss ich ja leider noch mal erwähnen, wirkt es durch Canva und die ganzen Bausteine, diese Editorials, wie du deine Webseite selbst bauen kannst, wirkt es so als bräuchtest du gar kein Fachwissen mehr. Also ich mein hey, ich habe Kommunikationsdesign studiert, ich bin Diplomdesignerin und es wirkt so, als würde alle Welt sagen jede·r, egal ob du irgendwie Ahnung von Design hast oder nicht, kann Designer·in sein. Und ich denke, jede·r, der oder die irgendeinen Fachberuf ausübt, kennt dieses bittere Gefühl, dass das so wirkt als ob jede·r sich für eine·n Expert·in hält.
Nur damals war es noch nicht so ausgeprägt und es war tatsächlich noch ein Geschäftsmodell, was hätte funktionieren können. Nur, dass ich halt zum einen eben an die falschen Menschen geraten bin und zum anderen die falschen Entscheidungen getroffen habe. Also es hätte funktionieren können, aber ich habe es irgendwie nicht hingekriegt. Und ich habe sehr viel Zeit und sehr viel Energie und Ideen und alles da rein investiert. Und wir haben, wie Carsten gerade sagte, es immer wieder versucht und gedacht: So, jetzt, wir nehmen noch einen Kredit auf, wir stocken den Kredit auf, wir investieren da nochmal Geld rein und dann und dann. Und ich hatte ja auch ein Coaching und ich habe ja auch Seminare besucht und ich habe mit Menschen zusammengearbeitet. Das war ja nicht alles nur in meinem Kopf, das habe ich ja nicht nur irgendwie alles mit mir, im stillen Kämmerlein ausgedacht und das war's dann oder so, sondern das lief ja alles begleitet quasi.
Carsten Und ich konnte durch meine eigenen Erfahrungen als Selbstständiger ja auch nochmal auf das ganze Thema gucken. Zwar lag meine Selbstständigkeit schon zehn Jahre weiter zurück, aber ich habe das natürlich dann ja schon mit Erstaunen so festgestellt, wie Existenzgründer·innen zum Beispiel in Hamburg gefeiert wurden. Also was du da als Unterstützung von den Ämtern und Gutscheine und für Beratung und für Seminare und so was bekommen hast. Das war ja eigentlich schon das reinste Schlaraffenland für Existenzgründer. Ich glaube das war damals tatsächlich so die Zeit und das war ein totales Kontrastprogramm zu dem, was ich damals erlebt habe. Als ich mich selbstständig gemacht habe, habe ich zwar auch einen Gründungszuschuss bekommen, aber bis auf das mal das Lokalblatt auf meine Anfrage hin dann tatsächlich mal einen kleinen Artikel produziert hat mit einem Foto, damit ich mal ein bisschen nach außen hin so Werbung machen konnte, das war's dann.
Gründungsberatung oder irgendwelche weiterenführenden Seminare oder irgendwie eine konkrete Unterstützung habe ich so gar nicht gehabt, das gab es da nicht. Vielleicht war es einfach eine andere Zeit. Ich will aber auch sagen, es war eine andere Umgebung, also ländlicher geprägt, hat mit Sicherheit dazu geführt, dass da völlig anders mit Selbstständigen umgegangen wurde als jetzt in der Großstadt. Und wenn man das was ich da alles so mitbekommen habe, was da tatsächlich gerissen wird, wie viel Energie da frei wird, was für eine Unterstützung Selbstständige bekommen und dann eben gepaart mit dem, was wir vorhin schon gesagt haben, die großen Kunden, die in Aussicht standen, die gut vernetzt waren, die als hervorragende Referenz hätten gelten können. Das waren natürlich alles so Lichtblicke, wo ich aber ich keinen Moment daran gezweifelt habe, dass das funktioniert, das war sonnenklar! Und das war's für heute. Die nächste Folge erscheint am kommenden Montag.

Du möchtest etwas zurückgeben?
Wieder eine tolle Folge, die Dich inspiriert und Dir neue Impulse für Deinen Alltag gegeben hat?
Dann freue ich mich, wenn Du darüber nachdenkst den "Wir Konsumkinder" - Podcast finanziell zu unterstützen.
P.S.: Ich halte den "Wir Konsumkinder" - Podcast komplett werbefrei und finanziere ihn nur durch Hörer·innen wie Dich.