Wir Konsumkinder Podcast: Staffel 3 | Folge 5: Wir entdecken die Freiheit von weniger ist mehr
In dieser Folge sprechen wir unter anderem darüber, wie sich unser Blick auf Arbeit und Geldverdienen geändert hat.
Wir definieren Arbeit mittlerweile anders - Zeitwohlstand statt Geld. Außerdem hat sich einiges geändert bei uns. Wir sparen auf größere Anschaffungen und denken immer wieder darüber nach, ob wir es überhaupt brauchen. Wir versuchen unsere Ausgaben weiter runterzufahren, damit Carsten in Zukunft weniger Geld verdienen muss. Das Leben muss nicht trist und öde sein ohne Konsumzwang.
Dann berichten wir noch, wie sich unsere Umzüge verändert haben und über erste Erfahrungen mit dem Lastenrad.
Vollständiges Transkript der Folge
Carsten Hey, hier sind Carsten
Stefanie und Stefanie
Carsten und wir erzählen dir in diesem Podcast unsere Geschichte,
Stefanie Wie wir von unmündigen Konsumkindern zu mündigen Bürger·innen wurden. Das ist Staffel drei, Folge fünf: Wir entdecken die Freiheit von weniger ist mehr.
Ja, ich denke auch, was bei uns jetzt mehr auch der Wandel war. In den vergangenen Jahren war dieses nicht mehr so hin zu Geld verdienen, Geld verdienen. Wir müssen irgendwie Geld verdienen, sondern auch zu der Frage: Was ist Arbeit überhaupt und wie definiere ich Arbeit und was ist mir eigentlich wirklich wichtig, auch in diesem Bereich? Und ich glaube, da ist uns beiden dann auch klar geworden, dass wir natürlich Geld immer brauchen werden in dieser Gesellschaft, weil wir ja irgendwie unseren Lebensunterhalt bestreiten müssen, aber dass es eben nicht um Konsum geht. Also nicht der Konsum macht uns glücklich. Sondern wir wollen eigentlich mehr Zeit haben, mehr Zeit, um bestimmten Neigungen nachzugehen, Hobbies nachzugehen. Dass du vielleicht auch wieder fotografieren gehen kannst, dass du aber auch einfach die Möglichkeit hast, zu lesen, zu recherchieren, bestimmten Gedanken einfach nachzugehen.
Carsten Zeitwohlstand ist da ja ein Begriff. Ja.
Stefanie Und das ist etwas, was uns jetzt so in den letzten Jahren klar geworden ist. Jetzt haben wir dir drei Staffeln lang erzählt, warum wir im Moment noch nicht an diesem Punkt angelangt sind. Also wir sind eben auch heute noch nicht da, weil wir in der Vergangenheit einfach unglaublich viele Fehler gemacht haben und die Suppe jetzt erst mal auslöffeln müssen. Und wir sind zwar jetzt mittlerweile an einem Punkt angelangt, wo es uns schon viel besser geht, wo wir schon viel geändert haben und uns da auch rausgewunden haben. Und du hörst, dass wir immer mal wieder in Versuchung geraten und so auch bei verschiedenen Konsumartikeln, also da, wo ich dann denke hm, ach komm, das können wir jetzt auch einfach kaufen. Ich habe es vor allem bei Essen, dass ich dann denke jetzt lass uns doch nicht so aufs Geld gucken, komm, wir kaufen jetzt einfach all diese leckeren veganen Dinge, die es so gibt. Aber all das, was so Convenience Food ist, ist auch immer ziemlich teuer. Und wenn du da ordentlich einkaufst, dann belastest du das Konto auch ordentlich damit.
Und trotzdem sind wir aber jetzt so weit, dass wir zum Beispiel auf neues Bettzeug gespart haben. Und da das Bettzeug, was ich besitze, älter ist als ich – ungelogen, damals, als ich ausgezogen bin, haben meine Eltern mir altes Bettzeug mitgegeben und seitdem habe ich kein neues Bettzeug gekauft. Und das ist tatsächlich, ich oute mich jetzt mal hier, noch Daunenbettwäsche und Seidenbettwäsche. Also ich schlafe die ganze Zeit in diesen tierlichen Decken. Wir haben jetzt neues Bettzeug bestellt. Das Interessante ist auch, ich habe das Geld erarbeitet, ich habe es sogar erarbeitet! Und daraufhin, nachdem ich das Geld auf dem Konto hatte, habe ich diese Bettdecken bestellt und sie sind immer noch nicht da. Wenn wir das hier aufnehmen ist es anderthalb Monate her, und es ist eine spannende Erfahrung, weil wir ja eigentlich in einer Welt leben - und darüber reden wir ja auch die ganze Zeit - wo wir uns alles sofort leisten können, egal, ob wir das Geld haben oder nicht. Und wir wollen alles sofort und wir wollen nicht darauf warten, sondern es gibt einen 24 Stunden Service, dann ist das sofort da. Und ich habe mich jetzt aber hier bewusst entschieden, da nichts zu zu sagen, dass sie Lieferschwierigkeiten haben, weil ich gedacht habe, es ist okay, wir halten das jetzt noch aus. Also es kommt bei uns, wo die Bettdecken älter sind als wir - also deine nicht, Carsten, die hattest du selbst gekauft, irgendwann, oder?
Carsten Nee, die habe ich auch irgendwie...
Stefanie Hast du auch irgendwie irgendwo gefunden?
Carsten Die wurde mir mal zugetragen, ich weiß gar nicht, wo ich die her habe. Sie wird auch nicht wesentlich jünger sein.
Stefanie Also ich meine, dann halten die auch nochmal ein paar Monate aus, aber es ist schon spannend. Ach so und das andere, was wir aber gemacht haben, ist, dass wir neue Matratzen jetzt nach achteinhalb Jahren auf Raten gekauft haben, weil wir richtig Rückenschmerzen bekommen haben, weil unsere Matratzen durch waren, die waren einfach durch und wir hatten das Geld jetzt nicht. Wir haben aber dann auch gedacht, wir investieren jetzt richtig, haben darauf geachtet, dass die vegan sind, dass die bio sind und fair produziert, in Deutschland hergestellt und alles. Also wir haben auf alles geachtet...
Carsten Haben wir bei der Bettwäsche übrigens auch. Also nicht wieder irgendwie zu IKEA...
Stefanie Wir waren schon lange nicht mehr bei Ikea. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal bei Ikea war?
Carsten Nein, das weiß ich auch nicht mehr.
Stefanie Aber es ist schon länger her. Ja, also mit dem Kind, als es klein war, als ich es noch im Tuch getragen habe, da waren wir mal bei Ikea, aber danach weiß ich auch nicht mehr. Naja, egal. Also jedenfalls das haben wir jetzt gemacht, dass wir das auf Raten bestellt haben, haben aber dann auch geguckt, eine relativ hohe Rate zu wählen, damit es schnell abbezahlt ist. Und weil wir einfach nicht diese Summe jetzt auf einmal hatten. Und das war es aber dem geschuldet, dass wir richtig Rückenschmerzen hatten. Jetzt, seit wir die neuen Matratzen haben, haben wir keine Rückenschmerzen mehr. Es war also eine gute Investition. Aber sonst sind wir nicht bisher nicht rückfällig geworden.
Carsten Nein, wir haben nichts auf Raten gekauft, haben keinen Kredit aufgenommen. Also das war jetzt wirklich mit den Matratzen so der einzige Fall. Orthopädisch begründet.
Stefanie Genau. Wir haben so ein Sparkonto jetzt mittlerweile sogar angelegt, wo wir für den Urlaub eigentlich sparen. Jetzt haben wir das umgewidmet für den Umzug sparen und da mussten wir aber jetzt allerdings darauf zugreifen, weil ich aus Nachhaltigkeitsgründen die Waschmaschine zu stark beladen hatte und dann hatte die einen Lagerschaden und dadurch mussten wir dann eine neue kaufen. Aber da kaufen wir auch keine neue. Das machen wir auch schon länger nicht mehr so, dass wir irgendwelche neuen Geräte kaufen, sondern wir kaufen gebrauchte. Und da haben wir nämlich in Hamburg so einen ganz tollen Gebrauchtwarenhändler aufgetan, der die sogar bis zu uns hier rausbringt und hochträgt bis ins Badezimmer. Die Waschmaschine in diesem Fall. Wir haben da auch schon eine Spülmaschine gekauft und wir haben jetzt hier auch extra darauf geachtet, dass das die höchste Energieeffizienzklasse ist. Und die hat sogar ein noch höheres Volumen. Acht Kilo fasst die und noch eine höhere Schleuderklasse, 1600 Umdrehungen, womit die Wäsche noch trockener wird. Also nachhaltig ist es 1a. Da sind wir wieder bei „Gut, schlecht, wer weiß das schon.“ Aber jedenfalls mussten wir da wieder unser Sparguthaben anknabbern. Aber es hat uns jetzt nicht so wehgetan.
Carsten Genau. Also wir haben ein Finanzpolster mittlerweile, eine Situation, wo wir jahrelang darauf hingefiebert haben, dass wir tatsächlich Ersparnisse haben, wo ja genau solche Situationen mit abgefedert werden können. Unabhängig davon, dass der Sinn jetzt oder der Zweck des Ansparens ein anderer gewesen ist, aber diese Situation zu sagen, ich habe da jetzt etwas auf dem Konto liegen, mit dem ich arbeiten kann, das ist ja über Jahre hinweg nie der Fall gewesen. Wir mussten ja wirklich knausern und so was hätte uns ja vor ein paar Jahren wirklich noch irgendwo ganz aus der Bahn geworfen, wir hätten das irgendwie per Kreditkarte zahlen müssen oder so was.
Stefanie Ja, also das hätten wir nicht einfach so geschafft. Und ich weiß, vor ein paar Jahren war es definitiv noch so, dass selbst irgendwie, wenn ich jetzt irgendwo nochmal 60 € hätte zahlen müssen, das für mich ziemlich arg gewesen wäre. Also wir haben immer sehr knapp kalkuliert und mittlerweile ist es wirklich zu einer Entspannung gekommen.
Carsten Was aber sehr, sehr interessant ist. Und das ist mir im Grunde genommen jetzt bei bei meiner zukünftigen persönlichen, ich nenne es jetzt mal Jobperspektive, noch mal klar geworden Die Lösung aus unserem Dilemma bestand eigentlich über Jahre hinweg auch schon nicht darin, besser bezahlte Jobs anzunehmen. Das ist ja eigentlich der Pfad, den ich jetzt beruflich nehmen konnte. Das ist ein absolutes Privileg. Das ist ja vielen Leuten gar nicht so vergönnt. Ich weiß auch nicht, wem ich das zu verdanken habe. Es war einfach wahrscheinlich eine Verkettung von sehr, sehr günstigen Umständen, dass ich da tatsächlich gehaltsmäßig große Sprünge machen konnte. Ähm, das könnte ich jetzt auch. Also es wäre weiterhin irgendwie eine Möglichkeit. Also ich habe im Rahmen von diversen Vorstellungsgesprächen, die ich jetzt die letzten Jahre durch diese Jobwechsel geführt habe, festgestellt: ich hätte Potenzial vom Gehalt her noch deutlich nach oben zu gehen bis hin zum zum sechsstelligen Bereich. Das sind dann aber auch Positionen, wo ich mich eigentlich komplett aufopfern müsste.
Dann wäre ich mein Job, dann wäre ich nicht mehr irgendwie Privatperson Carsten, Familienvater etc., sondern das wäre alles sehr, sehr stark in den Hintergrund getreten, um meinen Job leben zu können. Ja, die Bereitschaft habe ich aber nicht mehr und nur um mich jetzt für einige Jahre zu opfern, ein hohes Gehalt zu bekommen, um schnell aus diesem Schuldenkram rauszukommen, ohne jetzt grundlegend irgendwas an unserem Verhalten zu ändern, das wollte ich einfach nicht und wir haben einfach diese Erfahrung gemacht, dass ein bisschen Downshifting, Minimalismus etc. also das, was wir jetzt bisher erzählt haben, das hat uns letztendlich geholfen, diese finanzielle Belastung zu minimieren und bietet uns jetzt ja auch perspektivisch die Möglichkeit, ich sage jetzt mal so in drei Jahren vielleicht auch beruflich ein bisschen runterzufahren, dass wir nicht mehr auf extrem gute Gehälter angewiesen sind, sondern zu sagen okay, wir können da jetzt eben diesen Zeitwohlstand aufbauen, verzichten auf ein gewisses Gehaltsniveau, können aber trotzdem unseren Lebensstandard halten.
Stefanie Ja, und da müssen wir uns natürlich unseren Versuchungen stellen. Denn wenn wir jetzt weiterhin Wohnungen haben, die ja relativ hohe Mieten haben, also in Relation einfach, ist das ein Faktor, den wir berücksichtigen müssen. Wenn wir jetzt eine Wohnung haben, wo die Miete gering ist, sind das ja einfach Ausgaben, die geringer sind. Und wir müssen halt schauen, dass wir da unsere Ausgaben weiter runterfahren. Also es ist einfach so, wir müssen Schulgeld zahlen für die freie Schule. Das ist aber etwas, was wir gerne investieren, damit das Kind eben diese Möglichkeit hat, frei aufzuwachsen. Und das ist auch nichts, was irgendwie einschneidet oder so. Also bei uns, das ist ja auch das Schöne, dass wir das können. Also wir sind da echt privilegiert. Wir haben zwar Schulden, aber wir können trotzdem uns „was leisten“. Und das ist vielleicht auch noch was, was ich erzählen kann. Ich hatte mich da vor drei Jahren, meine ich, bin nicht mehr ganz sicher, hatte ich mich da mit einer Dame unterhalten, die auch selbstständig ist und die dann irgendwie meinte: Ach, ihr macht das alles nur mit dem Minimalismus, weil ihr es euch sonst nicht leisten könnt. Und nein, das ist nicht der Fall, denn wir haben ja Jahrzehnte, quasi theoretisch gefühlte Jahrzehnte
Carsten das Gegenteil gelebt.
Stefanie Ja, obwohl wir weniger Geld hatten, denn Carsten hat ja exponentiell oder sagen wir mal im Vergleich doch exponentiell. Nein, also jedenfalls hat er, wenn man sich diese Kurven mal so anguckt im Vergleich zu unseren Ausgaben, hat er, am Anfang waren unsere Ausgaben viel höher, dann hat er weniger verdient und unsere Ausgaben sinken. Und Carsten verdient immer mehr. Und das ist ja auch gut, um die Schulden abzubezahlen. Aber es hat, also das eine hat mit dem anderen quasi nichts zu tun, denn wir waren einfach, ja, unbedarft. Ich weiß nicht. Wir haben einfach ganz viele Fehlentscheidungen getroffen und wir waren einfach gefangen in diesem Konsumverhalten, in der Konsumgesellschaft.
Carsten Ja, wir mussten erst mal aufhören, weiterhin irgendwie auf Pump zu leben, also da rauszukommen, keine weiteren Kredite aufzunehmen mit der ganzen Vorgeschichte davor, mit den Spenden im Bekanntenkreis, die ja auch mit reingereicht haben, da erst mal rauszukommen, teilweise durch einen harten Cut, teilweise aber auch durch den Prozess. Das war extrem wichtig. Und dass uns dann der Minimalismus irgendwo überfallen hat oder wir ihm dann zugesagt haben, das war ja tatsächlich nichts, was irgendwie finanziell begründet war, sondern das ist ja letztendlich gekommen, weil wir angefangen haben, unsere bisherigen Verhaltens- und auch Konsumweisen einfach mal kritisch zu hinterfragen.
Stefanie Genau, Was brauche ich wirklich? Das ist eine ganz simple Frage. Alle, die schon länger mit Minimalismus sich beschäftigen, rollen da dann nur noch die Augen, weil Minimalismus sicherlich mehr ist als diese Frage. Aber für den Einstieg hat mir die Frage sehr geholfen. Und ja, wir sind nicht perfekt. Wir sind durchaus auch noch nicht am Ende unseres Wegs angekommen. Wir wollten das aber trotzdem mit dir teilen, weil wir das Gefühl haben, das jetzt der beste Augenblick ist, um das zu teilen. Wir tragen diese Idee schon seit über zwei Jahren mit uns herum, auch schon, durchaus seit zweieinhalb, drei Jahren. Dann sind wieder ganz viele Sachen dazwischen gekommen. Aber letztlich ist es ja auch gut, denn wir haben ja noch mehr erlebt, wir haben noch mehr geschafft und wir, ja, wir können einfach noch mehr Erfahrung mit dir teilen. Und ich denke, dass wir so stark alle in dieser Konsumgesellschaft verhaftet sind, dass es wichtig ist zu zeigen, dass es auch Wege da raus gibt und auch ein Leben ohne Konsumzwang.
Und das Leben muss nicht trist und öde sein, sondern es kann auch ganz viel Spaß machen, weil wir leben ja jetzt auch nicht unter der Brücke und nagen an einem vertrockneten Stück Brot oder so, sondern wir gucken halt wirklich, dass wir das ausgewogen halten. Wir müssen ja noch hinzufügen, bei dem Umzug 2019 haben wir uns ja wieder vergrößert - das müssen wir nicht hinzufügen - aber was wir hinzufügen müssen, ist, wir hatten da auf einmal ganz viel Platz, aber keine Möbel mehr, weil wir die ja beim vorigen Umzug alle weggegeben haben und haben jetzt aber nicht gleich wieder den Weg zum Ikea gemacht, sondern haben in den Kleinanzeigen geguckt und haben zwei Sofas erstanden, eins geschenkt und eins für 20 €. Wobei das Geschenkte irgendwie eher 20 € wert gewesen wäre als das für 20 €. Muss ich ja im Nachhinein sagen. Aber der Hintergedanke war zum einen ja, wir füllen das Wohnzimmer und zum anderen, dass ein Besuch bei uns übernachten kann, was vorher nicht möglich war, weil wir keinen Platz hatten. Aber jetzt war es eben auch so, dass wir so weit draußen wohnten, dass ein Hotel auch wieder weit entfernt gewesen wäre und das so besser war, dass wir halt Schlafplätze anbieten konnten.
Carsten Also ein Schlafsofa war das.
Stefanie Genau, das eine war ein Schlafsofa, das andere da passt auch mindestens eine Person drauf, je nachdem wie groß auch zwei. Und ja, dadurch, dass wir so viel Platz hatten, wir hätten jetzt auch noch eine Luftmatratze oder eine andere Matratze irgendwie so was hinlegen können. Aber das war der Hintergedanke und wir haben wirklich nur geguckt, was brauchen wir und das dann eben gebraucht besorgt. Wobei das auch so eine Expedition war, eine Erfahrung. Das geschenkte Sofa haben wir aus dem vierten Stock, irgendwie noch aus dem Dachboden, vierter Stock oder noch höher, dann da zu zweit runtergeschleppt.
Carsten Und es gab keinen Fahrstuhl.
Stefanie Es war schwer.
Carsten Es war wirklich richtig schwer.
Stefanie Und wir haben dafür aber dann noch extra einen Transporter geliehen und so und ja, es war eine Erfahrung auf jeden Fall wert.
Carsten Und jetzt, wo du es ansprichst, wird mir nochmal klar, in was für einer Phase wir das gemacht haben. Ich meine, mein Bein war noch gebrochen!
Stefanie Ja, stimmt.
Carsten Das war gerade dabei zusammenzuwachsen und dann wuchten wir beide dort oben aus dem vierten Stock ein Sofa runter.
Stefanie Stimmt ja, aber das war für uns halt auch wichtig. Ich wollte jetzt nicht viel Geld für ein Sofa ausgeben. Ich hatte gedacht, eigentlich wollte ich es geschenkt. Das haben wir dann ja auch geschafft. Zumindest das eine Sofa. Und dann habe ich gedacht, naja, maximal, wir hätten sonst für so eine große Sofalandschaft mit Schlafsofafunktion überlegt vielleicht 100 € zu zahlen, aber wirklich maximal. Weil ich nämlich beim letzten Umzug gemerkt habe, als wir versucht haben, unser Sofa zu verschenken, dass Sofas tatsächlich verschenkt werden oder dann eben auf den Müll geschmissen werden, obwohl sie noch gut sind, weil keiner sie mehr haben will.
Carsten Das war so, zumindest damals. Ich weiß nicht, ob es heute noch so ist, aber damals gab es eine Schwemme an Sofas und Sofalandschaften. Das hat mich total erstaunt. Ich meine, für uns war es letztendlich ja gut, wir haben uns da gut eindecken können, aber das haben wir vorher nie so wahrgenommen, weil das war sonst eigentlich so: wohl holst Du Dir ein Sofa her? Du kaufst es neu.
Stefanie Genau. Wir hatten eins geerbt sozusagen. Also von daher. Ja, aber sonst kaufst du es neu.
Carsten Wir haben jetzt einmal die Erfahrung gemacht und ich muss sagen, die Erfahrung war ja positiv. Unabhängig davon, dass das für 20 € erstandene Sofa, das wird uns beim nächsten Umzug nicht mehr begleiten. Aber das andere, was wir halt kostenlos bekommen haben, ist tatsächlich so gut, dass sollten wir irgendwann mal wieder die Notwendigkeit bekommen Möbelstücke in der gleichen Größen oder Gewichtskategorie irgendwie besorgen zu müssen, wir auf alle Fälle erst mal schauen, was man so kostenlos bekommen kann.
Stefanie Ja, ja, das wird auf jeden Fall auch das erste sein, was wir gucken, wenn wir uns irgendwie eindecken müssen. Natürlich mussten wir das eben alles selber wuchten, das kommt dazu, Also das musst du dann irgendwie leisten können. Ich habe aber auch gemerkt, ich werde langsam doch irgendwie schwächer. Also wir sind ja jetzt schon so oft umgezogen und es war jetzt so der letzte Umzug, da war das schon ziemlich anstrengend diese Sofas da hin und her zu wuchten und so. Das fand ich schon anstrengend.
Carsten Zumal genau diesen Teil nur wir beide gemacht haben.
Stefanie Aber wir haben ja schon viel alleine gemacht und wir haben so viele, also wir haben wirklich viele, viele, ich wollte jetzt unendlich sagen, aber unendlich ist es nicht, aber wir haben wirklich viele Umzüge mitgemacht, nicht nur unsere eigenen, sondern auch bei anderen mitgeholfen. Und wir haben so viel durch die Gegend getragen. Und wir sind also, Carsten und ich, sind ein super eingespieltes Team, was Umzüge angeht. Aber irgendwie merke ich langsam, ich bin da nicht mehr so fit wie früher, ich werde alt. Was jetzt den Umzug anging, haben wir da wirklich darauf gesetzt, dass wir, wenn wir was Neues brauchen, es gebraucht besorgt und versucht haben, auch dann eben bei „zu verschenken“ zu gucken und sonst mit dem zu haushalten, was wir schon hatten. Und wir haben auch länger dann überlegt, ob wir uns noch Regale besorgen. Wir haben dann letztlich in diesem Jahr, im letzten Jahr, wenn du das hörst, also 2020 haben wir uns dann noch mal Regale besorgt, weil wir ja dann die Vorratshaltung etabliert haben mit größeren Säcken an Hülsenfrüchten und Saaten und die standen halt nur so rum und das fanden wir blöd und wir wollten dafür dann ein Regal haben. Und da haben wir dann auch wieder in den Kleinanzeigen geguckt und dann haben wir das kostenlose Lastenrad genutzt, das es in Bergedorf gibt und das ist halt etwas, wo Carsten dann durch die Gegend geflitzt ist und zwei so Ikea Expedit, die sind glaube ich 75 mal 75 Zentimeter oder 80 mal 80, zwei Stück davon dann in der Nähe besorgt hat. Aber mit dem Fahrrad war es halt schon eine Ansage, weil es auch bergab ging und bergauf. Aber das Fahrrad hat halt einen Elektromotor und das war halt ziemlich cool.
Carsten Das war ein Spaßmobil. Also ganz ehrlich, ich hatte ja zwar im Vorfeld schon mal davon gehört, dass man sich so Lastenräder kostenlos ausleihen kann, selber haben wir nie davon Gebrauch davon gemacht. Und jetzt war tatsächlich einmal die Gelegenheit da, denn es stellt sich auch die Frage, wie transportiert man eigentlich so Möbelstücke, wenn man kein Auto hat? Ja, und da gibt ja auch keine direkte Busverbindung, immer genau zu den Orten, wo man was holt. Und das ist natürlich klasse, wenn man das so koordiniert. Mit ein bisschen Vorlauf musst du quasi das Fahrrad schon reservieren, hast es jetzt aber in diesen Fällen was das Lastenrad in Bergedorf betrifft, halt für maximal drei Tage, was ja ausreicht um das alles auch über das Kleinanzeigen Portal zu koordinieren und das ist auf alle Fälle etwas, wo wir auch in Zukunft häufiger Rückgriff drauf nehmen werden, wenn wir mal in die Verlegenheit kommen, größere Gegenstände oder vielleicht auch größere Einkäufe transportieren zu müssen und nicht unbedingt keine Ahnung, irgendwie Transporter oder so was anmieten.
Stefanie Ja, ja, Deswegen ist jetzt auch unser Ziel, nachdem wir den ersten Schock überwunden haben darüber, dass wir jetzt hier doch wieder umziehen müssen, wieder eher in eine Gegend zu ziehen, wo die Infrastruktur besser ist. Wir hatten uns ja vorher so orientiert, dass das Kind einen guten Schulweg hat. Jetzt haben wir uns überlegt: das Kind wird älter, wir trauen dem Kind zu, dass es mit der S Bahn zur Schule fahren kann. Sicherlich werde ich es zu Beginn begleiten und es braucht ein bisschen Zeit, bis es das alleine alles bewältigen kann. Aber wir haben da länger drüber nachgedacht und wir denken jetzt, dass es sinnvoll ist, dass wir uns eine Wohnung suchen, wo wir alles eher fußläufig erreichen können, bzw. dann mit kurzen Fahrradstrecken. Und das wäre in unserem Fall jetzt in dieser speziellen Situation eben in Bergedorf möglich. Wenn wir in der Nähe des Bahnhofs tatsächlich eine Wohnung finden, so dass Carsten dann einen kürzeren Arbeitsweg hat. Das spart dann auch eine halbe Stunde pro Tag.
Carsten Pro Strecke und nicht pro Tag.
Stefanie Pro Strecke. Entschuldigung, Entschuldigung. Fünf Schläge. So, genau. Also pro Strecke. Und, klar, der einzige Verlierer ist dann das Kind in dem Moment, weil es nicht mehr mit dem Fahrrad einfach zur Schule fahren kann. Es könnte schon mit dem Fahrrad fahren, aber die Strecke ist dann schon länger. Das sind dann eben acht oder neun Kilometer, je nachdem welche Strecke es fahren müsste. Das ist aber nicht akzeptabel. Also jetzt als Erwachsener schon, aber in dem Alter alleine noch nicht. Aber die S Bahn Anbindung ist gut und dann sind es zehn Minuten mit der S Bahn und dann noch mal fünf Minuten oder zehn Minuten mit dem Rad, was wir dann da hinstellen würden. Und dann hätte er da auch einen Schulfreund, mit dem erden Weg macht usw. und so fort.
Das heißt, das, was ich mir 2019 noch nicht vorstellen konnte, dass das Kind halt mit der S Bahn fährt, kann ich mir jetzt aber vorstellen, vor allem, da wir ja erst umziehen werden und das Kind wird dann ja immer älter. Ist das etwas, wo ich jetzt wieder denke: gut, schlecht, wer weiß das schon? Ist diese Entwicklung, die wir jetzt durchgemacht haben, eben doch für etwas gut, dass wir jetzt gemerkt haben: gut, wir ziehen jetzt wieder an einen Ort, wo die Infrastruktur gut ist. Es war ja vorher vor dieser Wohnung auch so, da hatten wir ja auch schon erzählt, dass wir da fußläufig die Bücherhalle erreichen konnten. Wir konnten fußläufig zum Wochenmarkt gehen, wir hatten alle Supermärkte fußläufig dort und ja, mit dem Bus waren wir dann so in 25 Minuten in Altona, in Ottensen, so dass wir da dann den Unverpackt Laden und alles andere, was wir so brauchten, im Alltag erreichen konnten. Die Schule war nicht weit entfernt und für Carsten war es ein schöner Arbeitsweg. Das wäre jetzt natürlich nicht so, weil den Arbeitsweg...
Carsten den werde ich nicht wieder bekommen, denn ich arbeite ja auch noch mal woanders, nicht mehr direkt im Zentrum.
Stefanie Ja, aber ihr zieht ja vielleicht noch mal mit dem Büro um. Es kann alles noch anders werden. Genau. Aber jedenfalls ist das jetzt die Überlegung für unsere Zukunft, wo wir jetzt im Moment stehen, dass wir zum einen denken: Ja, wenn wir jetzt umziehen, dann verbessern wir unsere Infrastruktur, weil wir bewusst sagen, wir brauchen kein Auto. Und wenn wir alles so im Umkreis von einem Kilometer haben oder vielleicht auch zwei, können wir das halt sehr gut erreichen. Das können wir dann fußläufig erreichen oder mit dem Fahrrad. Und dann ist Bergedorf halt ideal, weil es alles hat, was wir jetzt persönlich zum Leben brauchen. Da haben wir einen Biosupermarkt, da haben wir einen Unverpackt Laden, wir haben eine Bücherhalle, wir haben ansonsten Wochenmärkte, haben wir dort auch und
Carsten die budni Drogeriemärkte, wo wir das Alnatura Sortiment dann beziehen können.
Stefanie Genau, das heißt und dann eben die Bahnanbindung, sodass wir da die Möglichkeit haben, auch in die Stadt zu kommen, dass Carsten zur Arbeit kommt oder in die andere Richtung halt zur Schule und alles, alles ist da quasi. Und da ich ja für die VHS mittlerweile arbeite, ist da auch der VHS Standort direkt, so dass ich es dann auch nicht so weit hätte. Und das bietet mir wiederum Möglichkeiten, auch für die VHS andere Sachen anzubieten, wo ich jetzt denke, nee, das ist mir ein zu großer Aufwand für das bisschen Geld, was ich da bekomme, extra dann da hinzufahren und wieder zurück, wenn ich da in der Nähe wohne und nur zehn Minuten dahin fahre oder vielleicht auch nur fünf Minuten, also mit dem Fahrrad, dann ist es wieder was ganz anderes dann. Also es erschließen sich einfach ganz, ganz viele Möglichkeiten. Wir müssen dann vielleicht auch gar nicht mehr so eine große Vorratshaltung haben wie jetzt hier auf dem Land, weil wir ja dann da alles vor Ort haben und deswegen brauchen wir dann auch nicht so viel Platz. Und dann sind wir wieder an diesem Punkt kleinere Wohnungen, das ist alles möglich. Und dann, ja dann kommt wieder die Versuchung und der Teufelskreis geht los.
Carsten Ja, aber wir sind eigentlich optimistisch, dass wir dieser Versuchung nicht nachgeben, sondern tatsächlich bei unserer Vorstellung bleiben, kleineren Wohnraum anzumieten, Kosten zu sparen und eben tatsächlich unser Glück mit weniger Quadratmetern auszuleben. Wir werden mal gespannt sein. Das war's für heute. Die nächste Folge erscheint am kommenden Montag.

Du möchtest etwas zurückgeben?
Wieder eine tolle Folge, die Dich inspiriert und Dir neue Impulse für Deinen Alltag gegeben hat?
Dann freue ich mich, wenn Du darüber nachdenkst den "Wir Konsumkinder" - Podcast finanziell zu unterstützen.
P.S.: Ich halte den "Wir Konsumkinder" - Podcast komplett werbefrei und finanziere ihn nur durch Hörer·innen wie Dich.